Der Hauptdolomit, der bis zu 2200 m Mächtigkeit erreichen kann, wurde in einem seichten lagunären Meer abgelagert. Abschnitte mit Algenlaminaten weisen auf eine Sedimentation im Übergangsbereich mit frühdiagenetischer Dolomitbildung hin.
Quelle:Historische Geologie, Peter Faupl, Wien Facultas 2000 S.134
Es sind gebankte, manchmal im Millimeterrhythmus feingeschichtete hell – bis dunkelgraue, bitumniöse fossilarme Dolomite. Der Bitumengehalt, der periodische Sedimentwechsel, das Vorkommen feinster Zwischenlagen aus roten Tonen (Lateritverwitterung) und die fossilarmut sprechen nach H.WIESENENDER für die Entstehung in einem Lagunenbereich mit hypersalinaren Bedingungen und (?) periodischen Austrocknen.
(Regional sind in den oberen Abschnitten des Hauptdolomites besonders bitumenreiche Partien eingeschaltet, die durch die dunkelbraune bis schwarze Färbung und dem starken Bitumengeruch auffallen. Besonders bekannt sind sie aus Tirol und Salzburg als Fisch- und Ölschiefer (= Seefelder Asphaltschiefer) wegen ihrer Fischfauna und durch die Gewinnung von Schwerölen aus dem Seefelder Vorkommen („Ichthyol“). K.CZURDA führt die bituminösen Substanzen vorwiegend auf Planktonorganismen zurück und nimmt jeweils ein verbreitetes Plantonsterben durch Salinitäsänderungen an.)
Der abnorme Salzgehalt wird nach H.BOLZ auch durch Ostacoden aus dem Hauptdolomit und dem Plattenkalk bestätigt. Allerdings handelt es sich nach G.BUNZA & H.KOZUR um zeitweise brachyhaline bis hyposalinare Bedingungen. Die mittels der Karbonatmethode durch F.FABRICUS, H.FRIEDRICHSEN & V.JACKOBSHAGEN ermittelten Wassertemperaturen dieses Flachwasserbereiches in der Höhe von 25 °C werden allerdings nicht allgemein anerkannt, sondern von W. KALTENEGGER, A.PREISINGER & F.RÖGL für benthonische Mollusken mit 17,0 bis 17,9 ° C angegeben. In Zusammenhang damit steht das Problem der Dolomitbildung zur Diskussion. Mit W.SCHÖLLNBERGER kann die frühdiagenetische Entstehung des Dolomites unter Mitwirkung von Kalkalgen und damit auch die gegenüber dem geschichteten Dachsteinkalk etwas Küstennähere Position angenommen werden. Wie weit allerdings die Fossilarmut des Hauptdolomites als primär anzusehen ist, sei dahingestellt.
Interessant ist, daß Unterschiede in der Zusammensetzung der mineralischen Komponenten des säureunlöslichen Rückstands des Hauptdolomites der einzelnen tektonischen Einheiten vorhanden sind. (Hauptdolomit der Frankenfelser Decke mit 30% Illit und Quarz; Ötscher Decke nur Illit; nach E.SCHROLL und H.HAWLE und Mitarbeiter).
Von der Basis des Hauptdolomites hat H.ZAPFE bei Bad Vöslau kleine Megalodonten ( Megalodus triqueter dolomiticus FRECH) des Unternor nachgewiesen. Außer Schnecken finden sich vor allem Kalkalgen (Griphoporella curvata GÜMBEL) im Hauptdolomit, die für das norische Alter sprechen.
Quelle: Geologie der österreichischen Bundesländer in kurzgefassten Einzeldarstellungen, Niederösterreich von Erich Thenius Wien 1964, Geologische Bundesanstalt
Im Norium entspricht die horizontale Abfolge der Sedimentausbildung von Norden gegen Süden der eines vollständig entwickleten Karbonatschelfes mit folgender Anordnung:
Kontinent – kontinental beeinflusste Lagune – Lagune – riffnahe Lagune – Riff – Pelagium (= offener Meeresbereich).
Im paläographisch den Kalkalpen benachbarten Semmeringmesozoikum herrscht mit dem Keuper noch rein kontinentale Fazies vor. Dieser Einfluss ist noch im Hauptdolomit der nördlichsten, tieferen Kalkalpendecken, also im bereits lagunären Abschnitt des Schelfs festzustellen.
So enthält der Hauptdolomit, der hier schichtweise sehr heterogen in Farbe, Körnigkeit und vor allem Tongehalt ist, Einschaltungen von grünen oder dunkelgrauen Tonen mit einem gewissem Quarzsandgehalt oder sogar dünnen Quarzitlagen.
Man findet alle Anzeichen einer einer seichten Meereslagunge im Gezeitenbereich: feinrhythmische Streifen von Algenmatten („Stromatolithen“), die kleine, bei der Verwesung entstandene Entgasungshohlräume enthalten, ausgefüllt mit Karbonatzement („birds eyes“), Brekzienbildung durch Schlickgerölle, Trockenrisse sowie randliche Aufbiegungen von Algenrasen („Zeltstrukturen“) beim Trockenfallen, losgerissene und verdrehte Algenkrusten.
Die Mächtigkeit des Hauptdolomits steigt im Wesentlichen von etwa 100m im Norden auf 1000-2000 m im Süden.
Durch sein sprödes Verhalten neigt er zu Zerbrechung und Klüftung und bildet damit die Vorraussetzungen für ein poröses Speichergestein.
Quelle: Geologie der österreichischen Bundesländer NÖ,Godfrid Wessely, Geologische Bundesanstalt, Wien 2006
Die dickbankigen bis massigen grauen Dolomite sind meist fossilarm und stark rekristallisiert. Typisch sind laminierte, teilweise stromatolithische Bänke mit Hohlraumgefügen und linsen- oder spaltenartig auftretenden Dolomitbrekzien.
Die artenarme Schnecken- und Muschelfauna (u.a. Megalodonten), die Grünalgen, die Stromatolithe sowie Trockenrisse und Pseudomorphosen nach Sulfatmineralien zeigen eine Ablagerung in abgeschlossenen Lagunen und auf weiten, wiederholt trocken fallenden Wattflächen an (MÜLLER- JUNGBLUTH, 1970).
Hauptdolomit und Plattenkalk lassen sich wegen fehlender Leitfossilien nicht sicher datieren, dürften aber hauptsächlich im Norium entstanden sein. Der unterste Hauptdolomit könnte allerdings schon karnisches Alter haben.
Quelle: Geologie der österreichischen Bundesländer Vorarlberg, J.Georg Friebe, GBA, Wien 2007