Innerhalb des Ultrahelvetikum Oberösterreichs ist eine Entwicklung in der Zeit bezüglich Wassertiefe und Landeinfluss festzustellen, vor allem auf Grund der Planktongehalte der Foramiferenfaunen und des schwankenden siltig-sandigen siliziklastischen Anteils der Pelite (vergleiche auch PREY, 1962, 1983; BRANDLMAYR, 1995): Im Albium bis frühen Cenomanium dominieren dunkle Mergel mit bioturbaten Megelkalklagen und planktonreichen Foraminiferenfaunen mit signifikanten Benthosanteilen >10% was auf sauerstoffarme Bereiche des oberen Bathyals hinweist.
Ab dem mittleren Cenomanium bis ins Santonium dominieren Foraminiferenfaunen mit Planktongehalten über 95%-98%.
Die Ausnahme sind die schwarzen Tonsteine des Cenomanium/Turonium Grenzebereichs, in dem keine Foraminiferen auftreten und Radiolarien später Dinoflagellatencysten vorherrschen. In diesem Abschnitt sind die größten Wassertiefen (oberes bis mittleres Bathyal, ca. 500-1500m Wassertiefe) und der geringste Landeinfluss festzustellen.
Das Auftreten von Schwarzschiefern des weltweiten Oceanic Anoxic Event 2 spricht für offen ozeanische Bedingungen und gute Verbindungen in andere Bereiche des Tethys.
Die folgende zunehmende Rotfärbung der Sedimente wird dabei nicht auf eine Schwellenposition im Sinne von BRANDLMAYR (1995) zurückgeführt, sondern entspricht dem weltweiten Trend von anoxischen zu oxydierenden Ozeanbedingungen während des Turonium (HU et al., 2005).
Im späten Santonium bis frühen Campanium ändern sich die Foraminiferenfaunen- Planktonforaminiferen dominieren noch immer stark, die Benthosanteile schwanken um 10%, womit wieder oberes Bathyal angezeigt wird.
Im späten Campanium zeigen Ammoniten, Echinoiden und Inoceramen sowie umgelagerte Seichtwasserfossilien wie Korallen eine weitere Abnahme der Wassertiefen und landnähere Bedinungen, eine Entwicklung, die sich im Maastrichtium in den dunklen siltig-sandigen, z.T. Glaukonit führenden Mergeln des mittleren bis äußeren Schelfs (seichter als 200m Wassertiefe) fortsetzt und die pelagische Schichtfolge des Ultrahelvetikum in Oberösterreich beendet und wieder zu „helvetischen“ Seichtwasserbedingungen des Paläogen überleitet.
Aufgrund der genauen Einzeitung von Teilprofilen mit biostratigraphischen und isotopenstratigraphischen Methoden (NEUHUBER et al., Arbeit in Vorbereitung) können genaue Sedimentationsraten für einzelne Zeitabschnitte gegeben werden. So lassen sich für das späte Cenomanium bis mittlere Turonium sehr geringe Sedimentationsraten in der Größenordnung von 2 bis 7mm/1000 Jahre rekonstruieren.
Ähnliche Sedimentationraten um 3-15mm/1000 Jahre kennzeichnen das Santonium und Campanium. Diese geringen Sedimentationsraten sind typisch für einen hochmarinen pelagischen Ablagerungsraum an einem Kontinentalhang wie ihn das Ultrahelvetikum von Oberösterreich darstellt, in dem vorwiegend karbonatisches Plankton (Nannoplankton, Planktonforaminiferen) und Tonminerale die Sedimente aufbauen.
Quelle: Stratigraphie und Fazies von Helvetikum und Ultrahelvetikum in Oberösterreich.
Michael WAGREICH und Stephanie NEUHUBER
ATA Geologische Bundesanstalt 2007